Der folgende Text ist Clubgeschichte – und das in doppelter Hinsicht: vor rund 25 Jahren von „Milbe“ geschrieben, gibt und gab er die teils turbulente, finanziell nicht immer gesicherte Vergangenheit eines provinziellen Kulturvereins wieder. Und so viel vorweg: ja, der Vorstand hat sein Burgfräulein tatsächlich geheiratet… 🙂
Wie alles begann und wie es so ist!
Es waren einmal im Jahre 0 Q.V. [1516 n.Chr. (deutsches Reinheitsgebot)] ca. zwölfundzwanzig edle Gutsherren, denen nach unzähligen Holzfällerarbeiten das Schwert verstummte. So kam es, dass sich alle Mägde des Hofes im tiefen Brunnen das Leben nahmen. Wer sollte nun die ganze Arbeit machen: Putzen, Waschen, Kochen und die Pferde schlachten? Keiner wußte eine Antwort. Es fehlte an Geld.
So setzen sie sich zusammen und tagten mehrere Jahrhunderte. Im Jahre 454 Q.V.(1970 n.Chr.) hatten Sie eine Lösung gefunden: eine dufte Disco in der Turnhalle! So geschah es dann und die Sache lief gar nicht schlecht. Die Not war überwunden; die Menschen konnten sich wieder freuen.
Ein pfiffiger Fuchs kam nun auf die Idee, den Harfenspieler einfach mir nichts dir nichts ins Freie zu setzen, was wohl die Geburtsstunde des Open Air – Festivals sein dürfte. Von Jahr zu Jahr, Sommer wie Winter (nein, es war wohl nur im Sommer), genossen eine Vielzahl fröhlicher Bürger den zünftigen Harfenspieler, der logischerweise jede Saison ausgewechselt wurde. Die Goldtaler häuften sich; es war einfach super!
Na ja, bis eines Tages ein Troubadour mit seinem Flötengemetzel den Herren derart den Bart zersägte, daß der ganze Batzen Geld für immer verschwunden war. „Goddzagg veregg“, war nun das Motto! Ein neuer Bart mußte her. Aber wie? Man versuchte es mit diversen Hormonpräparaten und Kräutersäften (vermutlich Jägermeister). Aber alles half nichts. Geld brauchte man, und zwar einiges. Sollte man eine Postkutsche überfallen oder in Nachbars Garten Kartoffeln stehlen? Sollte man seine frischvermählte Gattin leicht bekleidet auf die Straße schicken oder sich selber in den Arsch beißen? Man wußte es einfach nicht! Man war ratlos.
Und so begann das dunkle Kapitel – die Sklaverei! Steine klopfen am reißenden Fluß(Filsursprung), Beseitigung von zuvor getrenntem Hausmüll (Altpapiersammlung), Servierboy der ortsansässigen Harfen- Infanterie (Weihnachtsfeier Stadtkapelle), Laufbursche beim Bumstäterä-oiner-goht-no-nei-Meeting der regionalen Flöten-Bands (Tälesmusikertreffen) und Finanzeintreiber beim maskierten Hobby-Alkoholiker-Treffen in völliger Finsternis (Faschings-Nachtumzug Gosbach).
Der Geilheitsfaktor erreichte den Nullpunkt! Ein neues Konzept war unumgänglich! Da man von den langen Tagungen das späte Abliegen längst gewohnt war, beschloß man, an ganz gezielten Abenden die Bevölkerung zu zwingen, auch so spät ins Bett zu gehen. Mit dem richtigen Kniff sollte dies auch gelingen: gekonnt eingesetzte Flöte und anschließend Harfe aus der Dose, gepaart mit gemütlichem Ambiente und reichhaltig kühlen Getränken – das Ganze penetrant laut bis morgens um 3! Geil. Und so wird’s auch blieben (hoffentlich!).
In jenem Falle, daß wieder einmal ein Unhold daher kommt und uns des Geldes entledigt, setzen wir uns erneut zusammen und tagen und beraten und labern eben nochmals ein paar Jahrhunderte. Vielleicht findet ja dann das nächste Konzert auf dem Mond statt und der Vorstand hat sein Burgfräulein geheiratet (ond dann isch´s Gschroi do!) …
Ja, ja, so ist das!!!!